Peter Panierer: Willkommen in Floridsdorf

Wie ist das (Schul-)Leben im 21. Bezirk in Wien? Mathias Hofbauer alias Peter Panierer hat in seinem ersten abendfüllenden Kabarettprogramm „Intro“ einiges zu erzählen.

Wenn Mathias Hofbauer sagt, wo er herkommt, dann bewegen sich die Reaktionen in der Regel zwischen Mitleid und Zurückhaltung. Weil: Floridsdorf, Oida! Der wahrscheinlich lebensgefährlichste* Bezirk von Wien, ach was, von ganz Österreich! (*Achtung, Sarkasmus.) Und da lebt und arbeitet der Lehrer, der sich auf der Kabarettbühne Peter Panierer nennt. Den Namen hat er aus seiner Zeit beim Inkasso-Callcenter, als er hartnäckige Gesprächspartner*innen am liebsten zu seiner Kollegin Martha Pfahl (Fans von Lucky Luke kennen diesen Fantasienamen) verbunden hat.

Ein Freundschaftsbuch als roter Faden

Diese Anekdote erzählt er relativ früh in seinem ersten abendfüllenden Kabarettprogramm „Intro“. Der rote Faden ist das Freundschaftsbuch einer scheidenden Schülerin. Dieses füllt er gemeinsam mit seinem Publikum aus, und so hangelt man sich gemeinsam durch das Programm, das dadurch ein bisschen den Charakter eines improvisierten Plauderabends bekommt. Während er sich entlang der Fragen durch den Abend hangelt, bietet jede neue Seite im Buch dem Künstler eine Gelegenheit, eine neue persönliche Seite von sich vorzustellen, andererseits liefert sie ihm Anknüpfungspunkte für diverse allgemeine Gags. 

So stellt er sich als Enkel von Österreichs erstem Teilnehmer beim Song Contest 1957, Leo Heppe alias Bob Martin, vor. Er zieht genüsslich über die ÖVP her, die es in vier Jahrzehnten in Regierungsverantwortung immer wieder schafft, sich auf andere rauszureden. Er schildert, wie leicht ihn die Algorithmen in den Sozialen Medien gefangen nehmen. Er teilt private Kindheitserinnerungen an „vernünftige“ Geschenke, den Gameboy-Hype, das erste Handy und Modezwang. Er dekliniert durch, warum der amerikanische Weihnachtsmann nach und nach das österreichische Christkind verdrängt. Und natürlich kehrt er immer wieder zu seinem Dreh- und Angelpunkt Floridsdorf zurück, der immer für eine Anekdote gut ist, sei es aus der Schule oder von der Straße. 

Peter Panierer erzählt, wie es wirklich zugeht in Floridsdorf (c) Martin Steiger

Alltagskomik und Gesellschaftskritik

Es ist ein solider Erstling, in dem Peter Panierer Alltagskomik mit Gesellschaftskritik verbindet. Und zwischen seinen oft recht flachen Pointen über den 21. Bezirk und seine Bewohner*innen blitzt immer wieder Ernsthaftigkeit durch: Etwa dann, wenn er zwei Ex-Schüler aus derselben Klasse als Beispiel dafür nimmt, wie wichtig es ist, dass wir uns um die Bildungschancen unserer Kinder kümmern. Denn der eine ist Polizist geworden und der andere Fahrraddieb. Dass das wieder Stoff für einen Gag liefert, der erwartbar in eine andere Richtung läuft, ist dabei nur konsequent in seinem Programm, bei dem Floridsdorf vor allem eines ist: ein Lehrbeispiel zum Thema Integration.

Besonders Beachtung verdient übrigens seine Zugabenummer mit dem Akkordeon. Hier offenbart sich im Finale noch einmal der Humor des Peter Panierer in voller Breite.

Peter Panierer heißt eigentlich Mathias Hofbauer und ist im Brotberuf Volksschullehrer und Kulturmanager. 2017 gewann er den Publikumspreis des Ö1 Hörspielwettbewerbs „Track5“, 2023 den Grazer Kleinkunstvogel, 2024 den Jurypreis beim Freistädter Frischling und 2025 die Ennser Kleinkunstkartoffel. Derzeit tourt er mit seinem ersten abendfüllenden Kabarettprogramm „Intro“ durch Österreich. 

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