Julian hat es echt nicht leicht – er möchte doch einfach nur die große Liebe finden! Keine One-Night Stands, keine Gspusis, sondern die ECHTE Liebe. Gibts die auch in queer?
Thomas Brezina gibt uns in seinem neuesten Roman “Liebe ist niemals normal” (der Titel könnte nicht treffender sein) Einblick in die komplizierte Welt der jungen Liebe.
Worum geht’s?
Julian ist Anfang 20, vom Typ Schüchtern, und hat bisher nur miese Liebeserfahrungen gemacht. Aufgewachsen in einem konservativen Dorf mit Papi als Bürgermeister, kann man als schwuler Sohn halt auch nichts richtig machen, denn das gesamte Kaff weiß über jeden und alles Bescheid. Unerfüllte Jugendträume, Kaff-Gossip, problematische Familiendynamiken und der große Wunsch, wer anderes sein zu dürfen, bringen ihn dazu, mit seiner besten Freundin nach Wien zu gehen. Er studiert mal dies, mal das, und verdient als Hundesitter sein Geld.
Kurz vor seinem 22. Geburtstag meint seine Mama, dass dieser Geburtstag groß gefeiert gehört – mit seinem neuen “boyfriend” (da konnte ich seinen cringe Moment so gut nachempfinden). Den gibt es zwar nicht, aber muss dringend her, um seinen Ruf als nutzloser, eigenartiger und eh schon durch seine Queerness auffallenden Sohn, zu retten.
Seine Reise ist geprägt von vielen Tränen, Dates zum Fremdschämen, der Frage, was damals im Clubhouse passierte, “Teenie”-Dramen, und Erik. Ein mysteriöser Typ, den Julian ganz furchtbar findet, komischer Weise aber auch irgendwie ganz toll. Schon relativ früh wird klar, dass sich nun alles um deren Zusammenfinden drehen wird, auch wenn andere kuriose Menschen in sein Leben treten. Dazu kommt noch ein bisschen Familiendrama, damit Papa Julian vielleicht doch mal mit anderen Augen sieht. Etwas Tragik sorgt dafür, dass Antonia – seine beste Freundin und zuverlässige Helferin – authentischer wird. Und natürlich: jede Menge Dates durch Freund:innen, über Datingplattformen und co. Ach ja, und ein bisschen Mitfiebern über Eriks “schaurige” Vergangenheit. Schließlich kommt Erik zu Julians Geburtstagsfeier, und er darf ihn als seinen Freund vorstellen.
Neue Erfahrungen als Leser*in?
Ich bin als Kind ein sehr großer Thomas Brezina Fan gewesen und kann nur sagen: Er weiß schon, was er da tut. Thomas Brezina hat nicht umsonst über 600 erfolgreiche Bücher geschrieben (I mean, HOW?). Ich habe recht lange gebraucht, um in die Geschichte reinzufinden, da mir die Storyline zu eindeutig war. (Man muss dazu sagen, dass ich ein Fan von großen Überraschungen, unerwarteten Twists und Spannung bin.) In diesem Roman war mir sehr schnell klar, wie es ausgehen wird und was alles dazwischen spielen wird – somit habe ich gefühlsmäßig Julian an die Hand genommen und begleitet. Auch eine neue Erfahrung für mich. Mein Spannungsmoment kam erst recht spät, wo ich dann doch mal wissen wollte, ob meine anfangs gestellten Vermutungen tatsächlich eintrafen. Ich wurde nicht enttäuscht und konnte mich dann für meinen Julian richtig mitfreuen – yay! Es war für mich daher eine ungewohnte Lesererfahrung, aber ich habe mit Julian mitgelebt.
Und wollt ihr mal was richtiges cooles hören? Thomas Brezina hat seine Insta-Follower an der Entstehung seines Romans mitwirken lassen. In einer Story hat er eine Umfrage über die furchtbarsten Dates gesammelt und diese in sein Werk einfließen lassen. Ich hatte Mitleid mit dem Protagonisten und gedacht “Hey, so weirde Dates gibt’s doch echt nicht” aber ja – ich wurde eines Besseren belehrt. Poor one! Ein kleines Schmankerl: Wie wäre es mit einem Typen, der nicht nur ausschließlich über Eisenbahnen redet, sondern diese auch zu seinem Lebensmittelpunkt und Fetisch gemacht hat?
Wer auf fragwürdige Dating-Charaktere, unterschiedliche Beziehungskonstellationen, Happy End und eine einfache Leselektüre Lust hat, dann schnappt euch den Roman und genießt die junge Liebesgeschichte. It’s all about love.