Zwischen musikalischen Klappmaulpuppen und einem lauten One-Man-Show-Master.
Ein Konzertpianist am Keyboard, ein Erzähler im Lederoutfit, zwei Plüschfledermäuse namens Schani und Nannerl und ganz viel Theatralik – willkommen bei Gernot Kranners Operettenwerkstatt „Die Fledermaus“ von Johann Strauss.
Für alle jene, die das Jubiläumsjahr bisher verabsäumt haben: Wir feiern 200 Jahre Johann Strauss (Sohn)! Auch im Haus der Musik wird dieses besondere Jubiläum um seinen Ehrentag erweitert. Nicht nur die bekannten Walzer von Johann Strauss wurden im Rahmen eines Konzertes im September abgedeckt, sondern auch die wohl berühmteste Operette aller Zeiten: „Die Fledermaus“. Der langjährige Volksoper-Solist Gernot Kranner hat sich vorgenommen, diese verstrickte Operetten-Handlung für die Jüngsten herunterzubrechen und mit einer ordentlichen Portion Wiener Charme aufzubereiten.
Leder, Klavier und etwas Rock´N Roll-Falco
Mit Lederhose und -Jacke bewaffnet, einer Perücke à la Hansi Hinterseer und Boomer-Lässigkeit präsentiert sich der erfahrene Sänger auf der Bühne. Er erzählt von den unterschiedlichen bekannten Personen der österreichischen Kulturgeschichte und weiht das Publikum in kurzen Worten in die Biografie des Walzerkönigs ein. Es wird getanzt und sogar ein schräger Liedtext zum Radetzkymarsch einstudiert (zum Glück schön langsam):
„Wenn der Hund mit da Wurscht über’n Eckstein springt,
Und der Storch in da Luft den Frosch verschlingt,
Dann steht da gleich ein Polizist,
Der dem Hund die Wurscht wegfrisst“

Nur her mit den Puppen!
Wenn Gernot Kranner etwas kann, dann ist es, mit einem großen Repertoire an Kreativität und Können das Publikum zu unterhalten. Neben seinen lautstarken und sehr theatralischen Einlagen kommen auch drei Klappmaulpuppen zum Einsatz: Die Fledermäuse Schani und Nanni sowie die junge Frau Adele. Nach der Einführung in die Welt von Strauss beginnt nun eine altersgerechte Zusammenfassung der Operette für die Kleinen.
Manche Witze finden nur bei den Erwachsenen Anklang. Für den Wiener Schmäh braucht man auch das eine oder andere Jährchen, um mitlachen zu können. Durch seine übertriebene Gestik und Mimik hat er aber auch die Kinder gleich auf seiner Seite. Die Handlung wird im Schnelldurchlauf erzählt, so dass man selbst beim Zuhören einen Schweißausbruch verspürt – aber den Kindern gefällt’s. Es werden alle Charaktere vorgestellt und die eine oder andere Handlung mit Sprechgesang und Keyboard musikalisch begleitet.
Viel Performance, wenig Operette, eher was für Vorschüler
Wer seinen Kindern viel Spektakel und Unterhaltung bieten möchte, ist hier genau richtig. Es wird gesungen, getanzt, gewitzelt und motiviert. Jung und Alt werden 50 Minuten lang entertained. Wer jedoch seinen Kindern eine musikalische Reise in die Operettenwelt oder erste Berührungspunkte mit dem Musiktheater bieten möchte, wird diesen Wunsch hier womöglich nicht erfüllt bekommen. Für mich fehlt es an den Besonderheiten einer Operette. Der Inszenierung, dem Orchester (2-3 Instrumente mehr hätten bereits geholfen), dem Gesang… dem Gefühl.
Zudem ist es für junge Kinderohren leider sehr laut (die Kinder haben die Möglichkeit direkt vor der Bühne zu sitzen), da der Entertainer noch zusätzlich mit Mikrofon verstärkt wurde und die Lautsprecher neben der Bühne die Kinder direkt beschallt. Somit war es vor allem für die jüngeren Kinder sehr unangenehm und es wurden teils auch Plätze im hinteren Teil bevorzugt. Als Altersklasse wurde ab 3 Jahren angegeben, aufgrund der Umsetzung und des Inhalts (beispielsweise dem Verstehen der Handlungs), würde ich es ab frühestens 5 Jahren empfehlen.
Gernot Kranner ist Ende November mit „Der kleine Prinz“ im Haus der Musik zu sehen.


