Wer gerne das Tanzbein schwingt, scharrt zurecht schon mit den Hufen. Denn am 11. November beginnt die neue Ballsaison und mit ihr bieten sich schon bald über 450 Gelegenheiten, auf Wiener Bällen zu tanzen. Zum Start der Saison laden die 25 Wiener Tanzschulen auch heuer wieder zu einer gemeinsamen Quadrille am Graben in der Innenstadt ein. Aber was ist die Quadrille, woher kommt sie und wie wird sie getanzt?
Von 11. November bis Faschingsdienstag ist viel Tanzen angesagt. Die Bandbreite an Events ist dabei groß: Internationaler Bekanntheit erfreut sich der Opernball, beliebt sind außerdem Traditionsbälle wie der Ball der Wiener Rauchfangkehrer, der Kaffeesiederball und der ZuckerBäckerball, die einem festlichen Zeremoniell folgen.
Hier wird das Vergnügen mit einer Polonaise und anschließendem Walzer vom Jungdamen- und Jungherrenkomitee eröffnet, wonach die Worte „Alles Walzer!“ gerufen werden. Fixer Bestandteil des Abends ist zumeist auch die Mitternachtsquadrille.
(Geübtes) Chaos mit System
Was auf dem Parkett wie ein chaotischer Wirrwarr aussieht, besitzt eigentlich eine klare Schrittfolge. Mindestens acht Personen – vier Paare – stellen sich für die Publikumsquadrille in zwei einander zugewandten Kolonnen auf. Je länger die Kolonnen, desto eindrucksvoller (und chaotischer) die Quadrille. Um an dieser teilzunehmen, muss man keine Tanzkurse besucht haben, keine besonderen Fähigkeiten vorweisen können. Denn die Schrittfolgen werden von einem Tanzmeister/einer Tanzmeisterin angesagt, oft auch vorgezeigt.
Bevor die Fledermaus-Quadrille, Op. 363 von Johann Strauß Sohn erklingt, können Teilnehmer*innen die Figuren der sechs Touren (Pantalon, Été, La Poule, La Trênis, La Pastourelle und Finale) im Trockentraining üben. Und ohnehin würden viele behaupten: Imperfektion ist Teil der Schönheit dieses Tanzes.
Begegnung durch Tanz: Woher kommt die Quadrille?
Ursprünglich entstand der Kontratanz Ende des 18. Jahrhunderts in Paris, seine Wurzeln reichen jedoch bis nach England zurück. Er breitete sich über europäische Höfe aus und erreichte sogar Nordamerika und Russland. Während in den USA Square Dance und weitere Gruppentänze von der Quadrille beeinflusst wurden, tanzte man in Europa – zunächst auf Höfen, dann auch in ländlichen Regionen – diverse Varianten einer Quadrille. Mit der Zeit wurde im Gesellschaftstanz allerdings der Walzer bedeutender als die Quadrille.
Knister*Wissen: Bei einem Kontratanz tanzen die Paare nicht für sich, sondern führen mit gegenüberliegenden Paaren eine Folge an Figuren aus.
Erhalten geblieben ist heute noch die Quadrille Français, welche als Mitternachtsquadrille auch weiterhin Teil der traditionellen Ballkultur ist. Sie hat sich zu einem Highlight des Ballvergnügens und zu einem Tanz der Begegnung entwickelt. Jung und Alt fiebern ihr entgegen, Fremde finden sich zu Paaren zusammen, um an der Quadrille teilzunehmen.
Üblicherweise werden die erste, die zweite und die sechste Tour getanzt. Den Abschluss markieren oft eine mehrmalige Wiederholung der sechsten Tour – zu zunehmend rascherer Musik – und eine anschließende Galopp-Polka. Hier wird es besonders chaotisch, wenn paarweise durch einen aus zwei Kolonnen gebildeten Laubengang durchgaloppiert wird. Mitmachen zahlt sich aus und ist in der Regel unterhaltsamer als Zusehen!
Lust auf Übung? Einfach drauf los tanzen!
Wer vor der Ballsaison zuhause mit ein paar Freund*innen die Quadrille ausprobieren will, findet auf der Website der Tanzschule Elmayer die Schrittfolgen und ein Video. Außerdem gibt es schon am 11. November die perfekte Gelegenheit, um Quadrille zu tanzen: am Wiener Graben, um 11:11 Uhr!


