Wo kann man in Wien eigentlich “Kunst” machen? ** Die neue KULTUR.RAUM.BÖRSE
Wo entsteht eigentlich Kunst in Wien? Dank Filmen und Serien haben wir, wenn wir an das typische Bild von Künstler*innen denken, oft schöne Ateliers oder cool hergerichtete Keller im Kopf. Riesige Lofts mitten in New York mit geiler Aussicht. Oder einen Raum voller Leinwände, mit Farbe überall. Doch wie sieht das im echten Leben aus?
Die erste Frage, die von angehenden oder schon tätigen Künstler*innen oft an die Basis.Kultur.Wien gestellt wird ist: “Wo finde ich einen Raum für das, was ich mache?” Von leerstehenden Räumen, Zwischennutzung bis zu Vermietungen – die Kultur.Raum.Börse soll genau dieses Problem lösen. Quasi ein ebay oder willhaben für Künstler*innen und ihre Arbeitsorte. Jedenfalls wenn alles nach Plan läuft.
Zwischen Leerstand und großer Nachfrage
Das Problem der fehlenden Räume für die verschiedensten Arten der Kunst und Kultur gibt es schon länger. Chöre und Musiker*innen brauchen Orte zum proben, wo Nachbar*innen nicht gestört werden. Künstler*Innen suchen Räume, in denen sie sich austoben können, ohne sich Sorgen um den teuren Parkett zu machen.
Deshalb gibt es seit heute (23.10.2025) eine Ansammlung an Informationen und Orten auf der Website der Basis.Kultur. Von Webseiten, die bei der Suche helfen, bis zu den wichtigsten Kulturorten und -Räumlichkeiten. Die Liste ist lange nicht vollständig. Aber dafür ist Wiens Kulturszene – und auch die der Orte – ehrlicherweise zu groß.
Zusätzlich zur ewigen Liste an Orten und Anbieter*innen (von Ateliers, Arbeitsräumen bis zu Kulturinstitutionen und Spielstätten) wird auch an einer Karte gearbeitet, damit das Ganze ein bisschen nachvollziehbarer, zugänglicher und leichter zu bedienen wird.
Viele Gedanken, einige Forderungen & ein bisschen Verzweiflung.
Das Event der Kultur.Raum.Börse war jedoch nicht reine Vernetzung. Der Space wurde auch gleich genutzt, um in drei Impulsvorträgen auf die Wichtigkeit von Kulturräumen in der Stadt hinzuweisen.
“Kultur-Räume sind überlebensnotwendig für eine lebendige Gesellschaft und eine funktionierende Demokratie.” – Magdalena Augustin (DJ, Kollektiv „Gassen aus Zucker“, Booking FLUCC)
Die Speaker*Innen waren divers aufgestellt, um die verschiedenen Needs der Kunst- und Kulturszene hervorzuheben: t ist DJ, im FLUCC für das Booking und die musikalische Programmierung zuständig, in ihrer Dissertation an der TU Wien forschte sie über „Orte der alternativen Kulturproduktion im deutschsprachigen Raum“.
Uli Fries ist Geschäftsführer von “Kreative Räume Wien”. Das Service für Leerstandsaktivierung befasst sich seit 2016 im Auftrag der Wiener Stadtratsbüros damit, leerstehende Räume mit Projekten aus Kultur, Sozialwirtschaft, Kreativwirtschaft und Stadtteilarbeit zu befüllen. Eray Ramazan Eraslan stellt das Projekt “Planet 10” vor – ein queer-migrantisch-antirassistisches Hausprojekt in Wien mit dem Fokus auf Umverteilung von Geld, Zugang und Raum.
Doch die Forderungen sind nicht neu: Es braucht Räume, die Lautstärke-resistent sind, die auf die Klimakrise reagieren können und in denen Ressourcen-schonend gearbeitet werden kann. Doch nicht nur das, es braucht auch Räume, in denen Kompetenzen gesammelt und erlernt werden können.
„Es ist wichtig, dass Kultur in der Stadtplanung berücksichtigt wird. Räume für (Club-)Musik brauchen etwas Anderes als zum Beispiel die Kunst.“ – Magdalena Augustin (DJ, Kollektiv „Gassen aus Zucker“, Booking FLUCC)
Die Clubkultur hat ein Problem – Magdalena Augustin fordert Lösungen.(c) Christopher Glanzl
Oft scheitert es am „WIE“.
Gerade in Wien wird oft von den vielen leerstehenden Räumen geredet. Das Ziel der „Kreativen Räume Wien“ ist es, eine Schnittstelle zwischen Eigentümer*innen und Nutzer*innen zu sein. Es soll das Bestmögliche aus den Leerständen rausgeholt werden, sei es bei Zwischenmieten oder langfristigen Projekten. Doch laut Uli Fries scheitert die Raumsuche oft an dem „Wie“. Fries empfiehlt daher, sich so weit wie möglich im Vorhinein zu überlegen, was man tatsächlich braucht – und die Suche vielgleisig anzugehen. Je mehr Plattformen und Angebote man im Blick hat, desto besser. Zur erfolgreichen Raumsuche nennt er drei Punkte:
Früh Gedanken machen. Wie viel Platz brauche ich, was passiert dort, wie viele Menschen müssen hineinpassen, wer ist verantwortlich?
Welchen Mehrwert kann die Nutzung dem Raum oder auch der Gegend bringen und welche Schritte sind zu gehen, bis das Projekt entwickelt ist?
Welche finanziellen Möglichkeiten hat man voraussichtlich im Rahmen des Projekts?
Egal ob man einen Raum sucht oder ein Projekt starten will und noch nicht wirklich weiß, in welche Richtung es geht: Je früher man sich Gedanken dazu macht, desto besser.
Uli Fries von Kreative Räume Wien kümmert sich um Leerstände (c) Daniel Dutkowski
(Kultur-)Raum muss erkämpft & verteidigt werden
Im 10. Bezirk steht ein Haus, das sich zur Gänze der Umverteilung von Privilegien und der partizipativen Nutzung widmet. „Planet 10“ konnte durch Umverteilung gekauft werden und macht die Räume des Hauses für alle benutzbar. Das Ziel ist, den Besitz und Zugang zu Geld, Jobs, Wohnraum und auch Kulturräumen gerecht zu verteilen – sei es durch die Nutzung und Gestaltung des Hauses oder die Aktivitäten und Veranstaltungen, die im Haus stattfinden.
Eray Ramazan Eraslan hat beim Event Einblicke in das Projekt gegeben – inklusive dem Plan, das Haus aufzustocken, um mehr (dringend notwendigen) Raum zu schaffen.
planet 10 ist ein Projekt zur Umverteilung von Raum, Geld und Zugänglichkeiten. (c) Planet 10
Die Kulturszene Wiens braucht mehr Räume. Wie geht’s weiter?
Nach dem Event ist vor der Arbeit: Die Basis.Kultur.Wien hat den ersten Schritt geschafft und in einer Arbeitsgruppe schon den ersten Entwurf für eine tatsächliche Online-„Börse“ geschaffen. Geplant ist noch vieles – von der Kartenansicht bis zu einer tatsächlichen Datenbank. Genug Input, Anbieter*innen und Nachfrage gibt es eindeutig. Bleibt nur mehr zu hoffen, dass die Kultur.Raum.Börse weiter wächst und es Kunstschaffenden tatsächlich erleichtert, Räume für ihre Arbeit zu finden. Wir sind gespannt!
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