Hamlet / Shakespeare – Burgtheater ** Hamlet für jede*n

Hamlet ist einzigartig. Im Burgtheater gibt es ihn derzeit aber gleich fünf Mal. Die Figur wird auf mehrere Schauspieler*innen aufgeteilt… und es ist weniger verwirrend als man denkt.

To be or not to be…Was passiert hier eigentlich?

Sein oder nicht sein. Oder viele sein? Hamlet ist eines der bekanntesten Stücke von William Shakespeare. Daher musste ich mir vor dem Ansehen kurz nochmal den Inhalt durchlesen. 

Worum geht’s?
Hamlet ist Prinz von Dänemark, sein Vater ist verstorben und seine Mutter Gertrude heiratet kurz darauf seinen Onkel Claudius. Onkel Claudius wird daraufhin der neue König von Dänemark, während der verstorbene König als Geist seinen Sohn aufsucht. Er bittet Hamlet, seinen Tod zu rächen, da der neue König (also sein Bruder) ihn ermordet hat. Hamlet stürzt in eine Krise und muss sich mit seinen Gefühlen erstmal zurechtfinden. Im Laufe seines Gefühlschaos ermordet er einen Berater des Königs, der zufälligerweise auch der Vater seines love interest Ophelia ist. Sie stirbt – und dann sterben eigentlich auch alle anderen Figuren.

Ein Hamlet für alle Gefühlslagen

Ok, also da passiert schon sehr viel in den 2 Std und 30 Minuten. Und es wuseln nicht nur viele königliche Geister über die Bühne und den Zuschauerraum des Burgtheaters, sondern es treten auch mehrere Hamlets. Die Hauptfigur wird in dieser Inszenierung von Karin Henkel aufgesplittet. Hamlet wird hier in verschiedene emotionale Lagen aufgeteilt, die alle schwarz gekleidet sind. Man trifft hier aber nicht nur auf die verschiedenen Facetten des Hamlet, sondern auch auf die verschiedenen Ebenen der Inszenierung. Immer wieder wird die Inszenierung auf der Bühne angesprochen, mit Sätzen wie “Das ist mir alles zu modern”. Oder wenn noch ein Hamlet auftritt: “Ah, das ist ja noch einer!”. Es lockert das tragische Spiel sehr angenehm auf und nimmt die Zuschauer*innen mit in das Geschehen auf.

Die königliche Familie mit 2 Hamlets und Geist – (c) Lalo Jodlbauer

Das Spiel auf der Bühne

Gleichzeitig wird auch mit dem Text gespielt und in neue Themenfelder aufgenommen. Die Schauspieler*innen spielen immer wieder neue Rollen, so dass schließlich auch Sona MacDonald (Königin Gertrude) und Michael Maertens (König Claudius) als Leichengräber agieren. Ophelia ist eine feministische “Schablone”, mit der die anderen Figuren nichts anfangen können, weil sie nicht so reagiert, wie sie soll. In einem übergeworfenen pinken Kleid und langen braunen Haaren präsentiert sie die Weiblichkeit, die ihre Äußerungen reflektiert. Die Geschichte braucht aber ihren Tod, und deshalb stirbt sie dann auch. Hamlet ist sowohl depressiv und zurückgezogen, als auch aggressiv und körperlich stark auf der Bühne vertreten. Die Aufteilung des dichten Textes auf die Schauspieler*innen erweitert die Perspektive auf die Figur.

Unterhaltsame Tragödie

Der (lange) Abend im Burgtheater hat die Schwere und die vielen Themen Hamlets aufgegriffen und gelungen neu auf die Bühne gebracht. Dennoch bleibt das Grundgerüst der Handlung erhalten, sodass man dem Stück mit seinen vielen Nebenspielen und Kommentaren fürs Publikum gut folgen kann. An dem Abend wird viel gelacht, aber auch viel nachgedacht. Man hat am Heimweg dann auch noch einiges zu bereden. Aber aufgepasst für alle, die kein Englisch können: Die Königin spricht oft nur den original englischen Text.

Die unterschiedlichen Hamlets waren: Alexander Angeletta / Benny Claessens / Katharina Lorenz / Marie-Luise Stockinger / Tim Werths

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