In einem Zug – Daniel Glattauer ** Im Zug nach München

Wie wärs mit einer humorvollen, kritischen, detailverliebten und Fragen intensiven Zugfahrt von Wien nach München? Eduard lädt hierzu (nicht) ein!

Daniel Glattauer hat es wieder getan. Seit 1997 schafft er es regelmäßig neue Bücher zu veröffentlichen. Allesamt mit wundervollem Wiener Charme und Detailreichtum, welchen man nicht besser formulieren könnte. Im Frühjahr ist sein neuer Roman “In einem Zug” herausgekommen und ich war mal wieder ganz Gedankenverloren bei der Sache. 

Worum geht’s?
Der Roman handelt vom berühmten, aber nicht berühmt sein-wollenden Autor Eduard Brünhofer. Er sitzt im Zug von Wien nach München, um sich dort mit seinem Verlag zu treffen. Als introvertierter Mensch, der bisher über die Liebe schrieb, möchte er diese Zugfahrt seinen Gedanken widmen, denn es geht ums Eingemachte. Trotz seiner Taschenblockade am Nebensitz setzt sich eine sportliche, junge und sympathische Frau ihm gegenüber. Die Hoffnung für eine ruhige Zugfahrt stirbt zuletzt – doch bereits nach einer Station wird ihm klar, dass es eine lange Reise wird.

Achtung, Spoiler!

Ich machte es so schnell und entschlossen, dass sie annehmen konnte, das wäre mein gesuchter, gefundener, mich glücklich machender reservierter Platz.“ Doch die junge Frau setzt sich zu ihm auf den 4er Platz und beginnt ihn immer wieder anzusehen. Vielleicht aufgrund seines Aussehens? Nein, leider wegen einer Verwechslung. Nachdem sich herausgestellt hat, dass Eduard nun doch nicht ihr geglaubter, ehemaliger Englischlehrer ist, hofft Eduard auf eine ruhige Weiterfahrt, doch diese bleibt ihm vorenthalten.

Die junge Frau, Catrin Mayr, durchlöchert Eduard mit diversen Fragen rund um den Verlust der Freiheit, der kurz anhaltenden und verlorenen Leidenschaft, der realen Möglichkeit einer glücklichen Ehe, der privaten Beziehung von Eduard und Gina, Catrin als Richards “akzeptierter” Affäre und dem wahren Geheimnis einer gesunden Beziehung. Die Physio- und Psychotherapeutin lässt nicht locker, doch auch er merkt schnell, wo seine Grenzen sind. Seine alltägliche Liebe zu seiner Frau Gina und Tochter Tanja, seine ganz eigene Liebe, möchte er rein für sich behalten. Das Gespräch wird je nach Wein- und Sektmenge der beiden im Redefluss und Argumentenreichtum nochmal verstärkt.

Daniel Glattauer © Daniela Weiland, Dumont

Die große Überraschung bei München Ost? Es ist alles eine Lüge. Na gut, vielleicht nicht ALLES, aber fast. Catrin hat durch eine klassische Freunderlwirtschaft den Kontakt zu dem Autor gesucht. All das für ihren Podcast, der immerhin in den Top 10 in Deutschland und den Top 3 in Österreich trendet. Auch der Verlag empfand es als Top-Idee, den ahnungslosen Autor zum Handeln zu bringen. Eduard weigert sich vorerst Teil dieses Projekts zu sein. Doch seine finanzielle Lage, nicht eingehaltene Vertragspunkte und fehlenden neuen Werken lassen ihn letztendlich zustimmen – jedoch unter seinen Bedingungen. Für Gina.

Fazit: Unterhaltsam und mit vielen Details.

Mit “In einem Zug” hat Daniel Glattauer es geschafft, ein weiteres grandioses Werk zu schaffen, das man in einer einzelnen Sitzung durchliest. Es unterhält, bringt zum Lachen und er schafft es wie kein anderer, Bilder so lebendig, humorvoll, charmant, detailgetreu und treffend zu beschreiben. Allein, wie er einen Speiseabteil beschreibt – da bekommt man Lust, es den eigenen Freund*innen mit den Worten “Genau so!” weiterzuschicken. Vielleicht sollte man Glattauers Zitate als Memes festhalten? Nur mal so eine Idee.

Für alle, die eine kurzweilige und altersadäquate Story suchen, die einen einfach abholt, ist dieser Roman für euch. Meine einzige Kritik: Die Lesezeit vergeht wie im Nu und plötzlich ist es vorbei. Man will aber nicht, dass es vorbei ist. Es soll weitergehen. Noch viel weiter.

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