Jeanne d’Arc – Theater der Jugend ** Die Hoffnung stirbt zuletzt

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Die Jungfrau von Orleans im Wiener Rabenhof: Pathos und Tragik treffen auf Komik.

Wenn das Theater der Jugend sich einen Stoff vornimmt, dann kann man sicher sein, dass etwas Gutes dabei herauskommt. Schließlich blickt man auf jahrzehntelange Erfahrung zurück. Noch älter als das bereits 1932 vom Schauspieler Stefan Wagner und dem Realschuldirektor Hans Zwanzger gegründete Theaterprojekt ist allerdings die Geschichte, die es aktuell im Wiener Rabenhof erzählt. Es geht nämlich um die französische Nationalheldin und -heilige schlechthin, die 1431 im Alter von 19 Jahren auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde: Jeanne d’Arc, die Jungfrau von Orleans.

Ein Historienspiel mit schnellen Rollenwechseln

Es ist eine Geschichte über Mut und Tapferkeit, über Intrigen und Verrat, aber auch über die Kraft des Glaubens und der Hoffnung, die auf die Bühne im bekannten Gemeindebau im 3. Bezirk gebracht wird. Ein großartiges Ensemble aus fünf Schauspieler*innen schlüpft dabei in drei- bis viermal so viele Rollen. Sie wechseln im Minutentakt die historisch anmutenden Kostüme (Gestaltung: Julia Klug). Überhaupt geht alles sehr schnell in diesem ideal für junges Publikum angelegten Stück: kurze Dialoge und rasche Lichtwechsel. 

Kaum hat einer der vier männlichen Darsteller (Theo Colarusso, Edward Lischka, Bernhard Majcen und Christoph Radakovits) die Bühne betreten, verlässt er sie schon wieder, um sie kurz darauf als völlig andere Figur wieder zu betreten. Mittendrin die einzige Frau im Ensemble und in der Handlung: die junge Jeanne (Clara Lou Kindel), an der sich die alte, sagenumwobene Merlin-Prophezeiung erfüllen soll: Frankreich wird durch eine Frau zerstört und durch eine Jungfrau gerettet werden.

Fünf Darsteller*innen schlüpfen im Wiener Rabenhof in drei- bis viermal so viele Rollen. (c) Rabenhof Pertramer

Ein Netz aus Intrigen und ein Bauernopfer

Diese heidnische Prophezeiung öffnet Jeanne zunächst die Tür zum französischen König und aufs Schlachtfeld, wo sie als siegreiche Heerführerin gegen die Engländer und Burgunder gewinnt. Doch später ist sie ein Faden in dem Netz aus Intrigen, das gegen sie gesponnen wird. 

Denn der geschlagene englische König sinnt auf Rache und will Jeanne brennen sehen. Um mit ihm Frieden schließen zu können und Ruhe zu haben, überlässt ihm sein französisches Gegenüber die zuvor zur Heldin stilisierte Jungfrau als Bauernopfer. Dankbarkeit ist keine politische Kategorie. Und so kommt es auch auf der Bühne, wie es in den Geschichtsbüchern geschrieben steht: Jeanne d’Arc, die Befreierin Frankreichs, wird als Ketzerin zum Tode verurteilt.

Eine Frau, eine Vision, eine Mission

Dass man allerdings im Rabenhof ganz zum Schluss dann ein bisschen abweicht von den historischen Fakten, ist nur recht und billig. Schließlich ist es immer noch ein Theaterstück für junges Publikum ab 10 Jahren. Und außerdem geht es ja in der Geschichte auch um etwas ganz anderes als die möglichst authentische Darstellung einer Verbrennung auf dem Scheiterhaufen (auch wenn zuvor mehrmals beeindruckende Flammen im Spiel sind in der sehr effizient und ansprechend gestalteten Kulisse von Thomas Garvie). 

Es geht vielmehr darum, den Weg einer jungen Frau nachzuzeichnen, die einer Vision folgt und sich in ihrer Mission nicht beirren lässt. Und es geht darum, wie die Männer um sie herum darauf reagieren und mit ihr interagieren. Die fünf Darsteller*innen bringen unter der Regie von Roman Freigaßner-Hauser sehr plastische Figuren auf die Bühne, die in ihren Handlungsweisen gut erklärt werden. Man mag zwar manches nicht in Ordnung finden, in sich ist es aber stets schlüssig.

Eine große Stärke dieser Inszenierung ist auch, dass hier nicht bloß ein historischer Stoff heruntererzählt wird, sondern dass man ihn erfolgreich immer wieder bricht, um das gerade in diesem Alter nicht immer ganz aufmerksame Publikum bei der Stange zu haltenPathos und Tragik treffen hier auf Komik, und so gibt es zwischen spannungsgeladenen Szenen, die Raphael Rameis und Gideon Öchsner musikalisch sehr stimmig einrahmen, auch immer wieder etwas zu lachen. So geht Theater für Jugendliche.

Termine und Tickets: https://www.rabenhoftheater.com/programm/jeanne-darc 

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