„Lieder, die lustig sind und manchmal ein bisserl traurig, aber das ist okay“ heißt das aktuelle Programm des Blonden Engels. Und sein musikkabarettistisches Schaffen ist genau das: lustig und manchmal ein bisserl traurig, aber das ist okay.
Der zugegeben etwas sperrige und beliebige Programmtitel gibt dem Blonden Engel die große Freiheit, sich jeden Abend aufs Neue auszusuchen, welche seiner vielen Musiknummern er jeweils seinem Publikum servieren möchte.
Jeden Abend ein anderes Programm!
Und so werden die Besucher*innen beim großen Konzert im Wiener Stadtsaal am 9. Jänner mit mehreren hundert Sitzplätzen etwas anderes hören als die 25 Personen, die sich zuletzt am Tag vor Halloween in eine Art Wohnzimmerkonzert im Kabarett Niedermair verirrten. Und ein morbideres Programm geboten bekamen, als es wohl dann kurz nach Dreikönig der Fall sein wird. Weil sein musikalisches Schatzkästchen so reichhaltig ist, dass es für mehrere Abende reicht.
Eines ist aber immer dabei: eine ironische, aber doch ernst gemeinte Liebeserklärung an seine Heimatstadt Linz. Stahlstadt-Romantik trifft auf spitze Engelszungen und Country-Arrangements, wenn der Blonde Engel diesmal nicht von Anfang an in goldenen Leggings und mit weißen Flügeln vor sein Publikum tritt, sondern im lila Cowboy-Hemd mit rosa Hut auf der goldenen Mähne und der Akustikgitarre in der Hand. Auf der spielt er Rhythmen, die nur dem aufmerksamen Zuhörer auffallen, aber eine beeindruckende Fingerfertigkeit offenbaren.
Improvisation und feiner Humor
Beeindruckend ist auch sein Talent zur Improvisation, das er beim beliebten Spiel „Sagt mir sechs Begriffe, und ich mach ein Lied draus“ unter Beweis stellt. Vor allem aber ist es die liebevolle Boshaftigkeit, mit der er seine Songtexte versieht, die seinen Fans gefällt.
Es ist ein feiner, spitzzüngiger Humor, den der Blonde Engel pflegt, wenn er seine Lieder manchmal minutenlang aufbaut und die Pointe erst ganz am Ende kommt. Und zwar eine Pointe, die dann doch wieder ein bisschen anders und subtiler ist, als man es erwartet hat. Oder aber es sind eingängige Melodien und Refrains, die man ab der zweiten Strophe einfach mitsingen muss.

Inhaltlich reicht der Bogen von Digitalisierungskritik über Erinnerungen an einen Strandurlaub bis zur seltsamen Beziehung zweier Linzer Originale. Man bekommt tiefsinnige Balladen ebenso zu hören wie die bereits erwähnten Country-Anklänge oder auch leichten Rap mit Gitarrenbegleitung.
Leider ist der Liederabend viel zu früh aus, weil man gerne noch mehr gehört hätte. Vor allem dieses eine Lied, das man auf Youtube so urlustig gefunden hat. Aber das spart sich der Blonde Engel auf fürs nächste Konzert. Die Leute sollen ja wiederkommen.
Knister*Wissen: Der Blonde Engel heißt eigentlich Felix Schobesberger und wurde am 26. November 1988 in Linz geboren. Das merkt man seinen Liedern an, die inhaltlich immer wieder in Österreichs drittgrößter Stadt andocken. Seit mittlerweile 2007 steht er als Blonder Engel auf der Bühne, seit 2010 hat er manchmal auch eine Begleitband: zunächst die Hedwig Haselrieder Kombo (Herwig Krainz, Andreas Wiesinger, Klaus Wagner), aktuell die Kapelle zum guten Ton (Lukas Höfler, Daniel Zoglauer, David Eibl), mit der er am 9. Jänner 2026 im Wiener Stadtsaal gastiert.


