Pick-Up-Alex’ Hustler Academy: Wie man(n) ein Mann wird – Kosmos Theater ** Willkommen im Alpha-Wonderland!

Kennt ihr diese super nervigen Videos auf Social Media, in denen euch Männer erklären, wie man angeblich mehr Erfolg bei Frauen hat? Genau so einen “Coach” kann man mit „Pick-Up-Alex‘ Hustler Academy“ im Kosmos Theater jetzt live erleben. Warum man das wollen sollte? Weil es extrem lustig ist!

Alice Peterhans ist nämlich kein echter Alpha, sie spielt ihn nur. Und das auf der Bühne des Kosmos Theaters. Das Fake-Seminar “Pick-Up-Alex’ Hustler Academy: Wie man(n) ein Mann wird” ist der Fiebertraum eines jeden “Meninists”. In Alex’ Seminar lernt das Publikum praxiserprobte Tricks kennen, um Frauen flachzulegen, blickt auf die Struktur der weiblichen Spezies und wird zu “richtigen Männern”.

Knister*Wissen: Aber jetzt mal langsam: Alpha, Meninists? Wovon sprechen wir hier überhaupt? Tja, das alles sind Begriffe aus der sogenannten Red-Pill-Community. Das ist eine lose, meist online organisierte Bewegung von Männern. Sie glauben, die “wahre” Natur von Frauen zu kennen und dass sie alle auf die gleiche Art “funktionieren”. Der Begriff kommt ursprünglich aus dem Film „Matrix“: Die „rote Pille“ steht dort für die Entscheidung, die wahre Realität zu sehen.

In dieser Szene mischen sich verschiedene Strömungen: Alphas sehen sich als dominante Männer, denen Frauen „natürlich“ folgen sollen. Meninists oder Men’s Rights Activists behaupten, Männer seien heute die eigentlichen Opfer von Feminismus und gesellschaftlicher Ungerechtigkeit. Pick-Up-Artists verkaufen Strategien, um Frauen gezielt zu manipulieren und zum Sex zu überreden. Gemeinsam haben all diese Gruppen ein frauenfeindliches Weltbild: Sie betrachten Mann-Frau-Beziehungen als Machtspiel, in dem Frauen systematisch „erobert“ oder „kontrolliert“ werden sollen.

So macht man das! Pick-Up-Alex zeigt seinen Jüngern, wie man Frauen anmacht (c) Bettina Frenzel

“Hot Babe” und “Last Minute Resistance”

Die Performance wäre zum Schreien komisch, wenn sie nicht auch so realistisch wäre (siehe zum Beispiel Andrew Tate). Naja, zum Schreien komisch ist sie trotzdem. Vor allem, weil Peterhans richtig mit ihrer Rolle verschmilzt: Sie schafft es mühelos, sich absolut peinlich zu benehmen und den ganzen Saal – in diesem Fall die Bar des Kosmos-Theaters – zum Lachen zu bringen. Dabei meint der Dating-Coach das, was er von sich gibt, bierernst

Selbstsicher blättert er die Seiten des Flipcharts um, um neue Fachbegriffe aufzuschreiben. Da gibt es zum Beispiel den Ausdruck “HB”: das steht für “Hot Babe” und somit für die Art von Frauen, die man(n) anziehen möchte. “LMR” bedeutet “Last Minute Resistance” und meint den letzten Widerstand einer Frau kurz vor dem Sex. Mit klassischer Konditionierung könne man Frauen dann erziehen: Für gutes Verhalten gibt es eine Belohnung, die kalte Schulter (“Freeze”) zeigt man ihr bei schlechtem Benehmen. Und wenn all die Tipps nichts bringen: Der nächste lebensverändernde Ratschlag von Pick-Up-Alex ist nur eine PayPal-Überweisung entfernt. 

Habe fast alles geliebt

Vom Nebel-verschleierten ersten Auftritt über den dramatischen Gesang mit Gitarrenbegleitung bis zum gescheiterten Versuch, Tickets für das Männercamp “Befreie den Alphawolf in dir” zu verkaufen, habe ich an Alice Peterhans’ Performance alles geliebt. Alles, bis auf das Outfit: Strahlend weiß von Kopf bis Fuß mit Pelzhut, Rüschenbluse, Kimono und Leder-Slipper wirkt das auf mich übertrieben und unrealistisch. Männer mit absurdem Gedankengut stechen optisch ja leider nicht immer so aus der Menge hervor. 

Kartonaufsteller vom Pick-Up-Artist stehen verteilt im Theater verteilt herum. Als der Vortrag beginnt, macht die Playlist Probleme. All das erweckt die Illusion, als wäre man wirklich Zuhörer*in eines etwas amateurhaften Vortrags. Gut gelungen finde ich auch die Momente, in denen der Verführungskünstler hinter seine selbstoptimierte Fassade blicken lässt: In eingeschobenen Sätzen, die ungeplant wirken sollen, erfährt das Publikum zum Beispiel vom Vater, der nie die Wünsche seines Sohnes unterstützt hat. Oder vom abgebrochenen Studium, der gescheiterten Beziehung. Das alles ist zwar irgendwie klischeehaft, entlarvt aber auch ein bisschen das schwache Ego der ach so selbstsicheren “Frauenflüsterer”. 

Ich sags euch: Wenn man vor dem Stück unzufrieden mit dem eigenen Leben war, ist man es danach nicht mehr (so stark). Unbedingt anschauen!

Die nächste Gelegenheit gibt es am 19., 20. und 21. November, jeweils ab 20:00 Uhr.
Mehr Infos hier.

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