Nicci Schönbauer lehrt Gebärdensprache, ist selbst schwerhörig und nicht normativ-heterosexuell. Das bietet genug Stoff für launige Stand-up-Comedy.
Bei Nicci Schönbauers Pointen tut man gut daran, nicht zu klatschen, sondern man wedelt mit den erhobenen Händen. Das ist nämlich die Gebärde für Applaus in der Gebärdensprache. Nicci ist schwerhörig, und Gebärden gehören da nun einmal zur Alltagskommunikation, die Nicci eben auch auf der Bühne benutzt. Oder diesmal in einer Zoom-Session, weil kein Veranstaltungslokal verfügbar war. In der harten Realität ist es halt nicht so leicht mit der Inklusion.

Online-Stand Up als Vorgeschmack
Aber wer wie Nicci Barrieren im Alltag gewohnt ist, wird von so etwas nicht aus dem Konzept gebracht. Dann gibt’s die Stand-up-Comedy eben online. Und so erreichte die kultur*knistern-Redaktion die Einladung vom Verein Gebärdenverse zu einem dreiviertelstündigen Vorgeschmack auf das, was im Mai hoffentlich tatsächlich auf einer Bühne in Wien stattfinden soll.
Das Thema liegt dabei auf der Hand: Es geht um all die Hürden und Missverständnisse, die gehörlosen Menschen im Alltag im Weg liegen. Und wenn sie dann auch noch homosexuell oder gar trans sind, quadriert sich die Diskriminierung, die freilich oft gar nicht böse gemeint ist, sondern durch schieres Nicht-Mitdenken entsteht.
Unaufdringlich und charmant
Schelmisch, ungeniert und launig nimmt Nicci das gehörlose, schwerhörige und/oder hörende Publikum (für Letzteres gibt es live gedolmetschte Lautsprache) mit in die Gehörlosen-Welt und zeigt auf, was Betroffenen zu schaffen macht, aber auch worüber Nicci selbst einfach lachen muss. Dazu gehört die Tollpatschigkeit der Mitmenschen im Umgang mit Nicci. Es sind Geschichten aus dem wahren Leben, die zwar sicher teils überzeichnet, aber sehr authentisch sind.

Es geht um Hörgeräte, Begegnungen auf der Straße oder die Suche nach der Traumfrau. Und auch wenn flüsternde Kinder vorkommen, ist es nicht jugendfrei, weil Nicci auch über Sex spricht. Und zwar über hypothetischen gehörlosen lesbischen Sex mit einer Gebärdensprachdolmetscherin. Da muss man einfach – nein, nicht brüllen vor Lachen, sondern sich bitteschön mit ausgestrecktem Zeigefinger und L-förmig erhobenem Daumen auf der Handfläche wippen, um die korrekte Gebärden zu machen. Ebenso, wenn Nicci dem Gynäkologen auf die Frage nach dem Schutz vor einer Schwangerschaft antwortet: “Mit einer Frau.”
Fazit?
Niccis Humor ist tabulos und so schwarz wie die Leinwand im Hintergrund, dabei aber doch unaufdringlich und charmant. Gleichzeitig fühlt man sich als Hörender an mehreren Stellen ertappt. Weil man in Wahrheit wahrscheinlich genauso patschert agieren würde wie die Personen, die Nicci beschreibt. Ja, wir haben noch viel zu lernen in Sachen Inklusion. Umso besser, dass wir nun humoristische Nachhilfe bekommen.