Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst ** Das Leben in all seinen Farben

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Mit „Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst“ debütiert die österreichische Regisseurin Marie Luise Lehner mit einem Langfilm in Österreichs Kinos. Premiere feierte der Film am 19. Februar 2025 bei den 75. Internationalen Filmfestspielen Berlin.

Der Film erzählt von der zwölfjährigen Anna (Siena Popović). Sie selbst kommt aus Wien Floridsdorf, ihre Mitschüler*innen aus anderen Einkommensschichten. Gemeinsam mit ihrer Mutter Isolde (Mariya Menner) schlägt sie sich mit einer Gesellschaft herum, die viele Vorurteile und Schamgefühle hat.

Gleichzeitig testet sie auch ihre Grenzen als Jugendliche und distanziert sich Schritt für Schritt von ihren Schamgefühlen vor der eigenen Herkunft. Der Film ist detailgenau und sorgfältig umgesetzt.

Komische Situationen bringen mich immer wieder zum Lachen. Ich denke hier zum Beispiel an die Szene, in der ein kleiner Junge selbstbewusst am Spielplatz erzählt, dass er raucht. Oder an die pubertäre Trotzigkeit von Anna, sowie an den Moment, als sie sich zu Fasching als Ofenkartoffel verkleidet.

Anna (Siena Popović) und Mutter Isolde (Mariya Menner). (c) Nikolaus-Geyrhalter-Filmproduktion-GmbH

Außerdem gibt es Szenen, in denen ich daran erinnert werde, wie viele Facetten das Leben aber hat. Der Film ist vollgepackt mit Bedeutungsreichtum, ohne dabei überladen zu sein.

Zeitreise in die eigene Pubertät

Auch Liebe, Sexualität und Identität finden Platz. Doch diese Themen machen sich gegenseitig nicht den Raum streitig. Sie sind alle Teil eines Lebens und das zeigt sich auch. Lehner schafft es mit der Figur Anna, mich in meine eigene Pubertät zurückzuversetzen und daran zu erinnern, dass ich mich manchmal ähnlich wie Anna fühlte.

Nostalgisch schwebe ich in Erinnerung an meine eigene Jugend und erinnere mich auch an die schwierigen und unangenehmen Themen, die mich einst beschäftigten. Ich fühle mich dem Film nahe. Das liegt vor allem daran, dass er in Wien spielt. Ich glaube, den ein oder anderen Ort zu kennen. Ob es wirklich so ist, sei dahingestellt.

Erste gehörlose Kino-Schauspielerin in Österreich

Der Film feiert nicht nur Premiere, sondern schreibt mit Schauspielerin Mariya Menner auch österreichische Filmgeschichte. Als Mama Isolde tritt sie als erste gehörlose Schauspielerin im österreichischen Kino auf. Ihre Gehörlosigkeit ist aber kein großes Thema im Film. Es ist Teil ihres Lebens, so wie viele andere Dinge auch. Trotzdem wurde während des Drehs auf gute Kommunikation geachtet. 

Simultan-Dolmetscher*innen direkt am Set halfen ihr dabei, einen Austausch auf Augenhöhe zu ermöglichen. So konnte sich Menner im Film auch gestalterisch einbringen. Beispielsweise benutzt Anna im Austausch mit Isolde keine Gebärden-, sondern nur Lautsprache. Das erlebte Menner selbst mit ihrer jugendlichen Tochter, weil sich diese eine Zeit lang weigerte, Gebärden zu nutzen, erzählte Regisseurin Lehner bei einer Preview des Films. 

Szene aus „Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst“. (c) Nikolaus-Geyrhalter-Filmproduktion-GmbH

Der Papa von Mara (Jessica Paar) wird von der*dem trans und nicht-binären Schauspieler*in Daniel Sea gespielt. Sea wurde durch die Rolle des Transmanns Max in der Serie „The L Word“ (2006) bekannt.

Lebensrealitäten, die berühren

Man könnte meinen, der Film sei bunt besetzt. Letzten Endes handelt er aber einfach von Menschen, die es in der Realität wirklich gibt. Diese unterschiedlichen Leben sind es, die den Film für mich so berührend machen – aber nicht aus Mitleid heraus. 

Während er gestalterisch und auch mit der perfekt unterlegten Musik ästhetisch ansprechend wirkt, leistet Lehners Werk Sensibilisierungsarbeit. Er holt Menschen aus ihrer eigenen Blase heraus und zeigt, wie divers das Leben sein kann. Immerhin ist es das auch.

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