Der Prototyp einer neuen, jungen Operndimension im Serienformat – auf Youtube!
Von Opernhäusern, Konzertsälen und Theaterburgen – Orte für Opernaufführungen gibt es in Wien ja en masse, sie stehen fast schon an jeder Ecke. Und doch hält eine aus Vorurteilen und Konservatismus entstandene Hemmschwelle viele Wiener*innen (vor allem die Jüngeren) davon ab, von diesem Wahnsinns-Angebot Gebrauch zu machen.
Zudem ist es in einer Zeit von sozialen Medien kein Leichtes, neue Gesichter in die Musiktheater- und Opernwelt einzuführen – bis jetzt! Das Projekt „Opera Seria“ ermöglicht es, zu Hause, mit viel Spannung und ohne Commitment gegenüber einem fünfstündigen Opernbesuch, eine Oper in Form einer Serie zu erleben.
Musik, Film und No-Budget-Produktion
Weder Music-Recordings noch Filmproduktionen sind für ihre finanziell günstigen Gegebenheiten bekannt, doch davon schrecken Constanze Gepart und Johanna Würth, die Produzentinnen und Gründerinnen des Projekts „Opera Seria“, nicht zurück. Sie heben die Herausforderung sogar auf ein noch höheres Podest:
„Es ist ein Opern-Experiment ohne Budget und mit lauter jungen Leuten, die ganz enthusiastisch an Alban Bergs Wozzeck arbeiten.“ – Johanna Würth
Mit Studierenden aus Meisterklassen des Operngesangs, Instrumentalmusik und Dirigieren ist das Team dieser Wozzeck-Produktion jung und talentiert aufgestellt. „Man sieht, es ist doch sehr viel möglich, vor allem, wenn man’s machen will“, meint der musikalische Leiter Tobias Treitner auf die Frage, was sein Fazit zur ersten Staffel sei.

Warum „Opera Seria“?
Opera Seria – eine Oper als Serie. Das ist der Grundgedanke dieses Projekts. Dass es bei der Namensfindung aber zusätzlich einen historischen, musikwissenschaftlichen Hintergrund gibt, würde dem ein oder anderen glatt durch die Lappen gehen.
Als sogenannte „Opera Seria“ wurde früher eine spezielle Operngattung im 18. Jahrhundert mit ihrem Ursprung in Italien bezeichnet. Werke, die der Opera Seria zugeschrieben werden, zeichnen sich, im Gegensatz zu komischen Opern, durch einen ernsten Handlungsverlauf aus. Der Gattung „Opera Seria“ gehören beispielsweise La Clemenza di Tito (Wolfgang Amadeus Mozart), Orfeo ed Euridike (Willibald Gluck) und Giulio Cesare in Egitto (Georg Friedrich Händel) an.
Knister*Wissen: Komische Opern, scherzhafte und musikalische Komödien werden im Gegenstück zur „Opera Seria“ als „Opera Buffa“ bezeichnet. Darunter fallen Werke wie Die Zauberflöte (Wolfgang Amadeus Mozart), Der Babier von Sevilla (Gioachino Rossini) und L’elisir d’amore (Gaetano Donizetti).
Keine Einsteiger-Oper, aber perfekt für Einsteiger als Serie.
Alban Bergs Wozzeck, die, für dieses Projekt auserwählte Oper, fällt nun weder in das Grundschema einer historischen „Opera Seria“, noch ist es eine „Einsteiger-Oper“. Und doch scheint sie perfekt auf dieses Opern-Experiment zugeschnitten zu sein. Constanze und Johanna erklären ihre Wahl mit den perfekten Parametern bei “Wozzeck”. Dazu gehören nicht nur die 15 Szenen, die die einzelnen Folgen der Opernserie bilden und ein sprachlich sehr zeitgemäßes Libretto, sondern auch ein direkter Zugang zu tagesaktuellen Themen wie die Tragik eines Femizids.
Die Ideenfindung ist im Zuge einer Übung im Musikwissenschaftsstudium entstanden. Mittlerweile stellen Constanze und Johanna ihr Opernprojekt im Serienformat auf der Uni vor. „Back to the roots“, so die beiden lächelnd im Interview mit kultur*knistern.
Geht Oper als Serie? Überzeugt euch selbst!
Auf YouTube können die ersten Folgen schon als Marathon geschaut werden:
Ihr wollt mehr zum Projekt wissen? Dann am besten beim Podcast „Kulturschauplatz“ oder bei diesem Artikel von klassikradio.