Eine Oper über das faszinierende, aber auch tragische Leben einer talentierten Frau, die letztendlich an sich selbst scheitert.
Alma ist eine faszinierende Frau voller Talent und Leidenschaft, doch aus Liebe zu Gustav Mahler stellt sie ihre eigenen Ambitionen hinten an. Die Oper zeigt ihre Höhen und Tiefen, ihre wilden Affären und ihr ständiges Suchen nach Erfüllung. Sie wird zur Muse großer Künstler, gibt sich ganz den Männern in ihrem Leben hin, betrügt diese nach Lust und Laune und wird dabei immer wieder enttäuscht. Alma ist ein Magnet, der anzieht und abstößt, eine Frau, die ständig zwischen Selbstverwirklichung und Selbstaufgabe schwankt. Ein neuer Blick auf das Leben von Alma in der Volksoper Wien – Sonja war dort.
Hard Facts: 2h45min mit Pause, Oper in 5 Akten, Kompositionsauftrag der Volksoper Wien.
Musik von Ella Milch-Sheriff, Libretto/Text von Ido Ricklin, Deutsche Übersetzung von Anke Rauthmann.
Leicht zugänglich, fast romantisch und trotzdem spannend.
In dieser Oper erleben wir Alma in verschiedenen Phasen ihres Lebens – von der älteren Diva bis zur jungen, schönen Frau in der Wiener Gesellschaft. Sie sucht nach Glück, doch irgendwie findet sie nie das, was sie sich erhofft.
Ella Milch-Sheriffs Musik ist leicht zugänglich, fast romantisch und abwechslungsreich. Moderne Klänge und Rhythmen wechseln sich mit bekannten, anmutenden Passagen ab. Auch Zitate von Gustav Mahler und Wolfgang Amadeus Mozart sind eingebaut. Dirigent Omer Meir Wellber und die Regisseurin Ruth Brauer-Kvam sorgen für eine packende, manchmal auch sehr dramatische Inszenierung. Das Bühnenbild und die Kostüme fangen die Stimmungen der jeweiligen Szenen perfekt ein.
Die Darsteller sind stark, sowohl stimmlich als auch schauspielerisch: Annette Dasch als impulsive Alma und Annelie Sophie Müller als Anna, die nach Liebe sucht, haben mich besonders überzeugt. Hila Baggio beeindruckt in der Rolle des „Ungeborenen Kindes“.
Alles in allem ein spannender Abend – vielleicht etwas heftig für Opern-Neulinge, aber absolut sehenswert!
Was passiert?
Die Oper erzählt Almas Leben in Rückblenden. Sie beginnt 1935 mit der Beerdigung ihrer geliebten Tochter Manon Gropius, doch Alma selbst taucht nicht auf. Der Chor der Volksoper stellt die schockierte Wiener Gesellschaft dar, die nicht fassen kann, dass Alma nicht beim Begräbnis ist, um Abschied zu nehmen.
Im zweiten Akt springt die Handlung zurück zu Almas komplizierter Affäre mit dem Dichter Franz Werfel, den sie wegen seiner Lyrik zwar bewundert, ja liebt, doch auf Grund seiner jüdischen Herkunft verachtet. Eine wilde Liebesnacht löst bei der von Gropius schwangeren Alma die komplizierte Frühgeburt ihres Sohnes Martin aus – er stirbt bereits im ersten Lebensjahr.
Der dritte Akt zeigt Alma als junge Witwe, die 1912 in eine leidenschaftliche Affäre mit dem Maler Oskar Kokoschka verwickelt ist. Auch aus dieser toxischen Beziehung wird Alma schwanger – in der Oper bettelt das Ungeborene eindrucksvoll darum, bleiben zu dürfen. Alma treibt das Kind ab und beendet die Beziehung. Das bringt Kokoschka fast in den Wahnsinn – er kreiert eine Puppe, ein Abbild Almas, um diese weiter, wenn auch nur fiktiv, besitzen zu können.
Der vierte Akt führt uns ins Jahr 1902: Alma ist zum ersten Mal schwanger und erlebt den Erfolg von Gustav Mahlers 3. Symphonie. Doch nach der Geburt ihrer Tochter Maria spürt sie, dass ihr eigenes Leben ins Abseits gerät. Sie vermisst ihre Kunst, fällt in eine tiefe Depression und wird erneut schwanger. Maria stirbt schließlich an Diphtherie – ein weiterer Schicksalsschlag für Alma.
Im letzten Akt sehen wir die junge Alma Schindler – das „schönste Mädchen Wiens,“ die von einer Karriere als berühmte Komponistin träumt. Bei ihrer Hochzeit mit Gustav Mahler verrät sie ihm diesen Traum, in der Hoffnung in der Ehe, in der gesellschaftlichen Position Erfüllung zu finden – doch das bringt ihr letztlich nicht das Glück, das sie sich erhofft hatte.
Die Bühne: Abwechslungsreich & simpel.
Die Oper spielt in einem Bühnenraum, der wie eine alte Remise wirkt, mal dunkel und düster, mal strahlend beleuchtet, Projektionen sorgen für extra Dramatik. Auf einer Schiene rollt ein Konzertflügel rein und raus, immer dann, wenn die Emotionen hochkochen. Dazwischen kommen Almas verstorbene Kinder in einem Wagen auf die Bühne – Gänsehaut-Momente garantiert.