Bernhard Dechant im Theater Olé – ein Mann, ein Schwert, ein Kilt und blaue Farbe.
Eigentlich ist das 2008 gegründete Wiener Theater Olé ein Clowntheater. Aber manchmal geht es dort auch todernst zur Sache. Zum Beispiel, wenn Bernhard Dechant den Kultfilm „Braveheart“ zum 30-jährigen Jubiläum als Ein-Personen-Stück auf die kleine Bühne – und in den kleinen Zuschauerraum (knapp 60 Sitzplätze) – bringt.
Eigentlich wollte er ja bloß den Film über den schottischen Freiheitskämpfer William Wallace zeigen, so wie jeden Tag. In seinem fiktiven Highland-Cinema wird schon die vorgeschaltete Werbung (wie im echten Kino) zur kleinen Show. Im abgerissenen Sakko mit einer schmuddeligen Hose eilt der Künstler hin und her, bedient den Diaprojektor für die Werbung, verkauft echten schottischen Whiskey (wahlweise mit 40 Prozent oder alkoholfrei) – und scheitert schließlich an der Technik zur Filmvorführung. Daraufhin beschließt er kurzerhand, das Epos einfach szenisch nachzuerzählen.
Lange Vorlaufzeit, bis es wild wird
In diesem Moment haben sich die einen im Publikum bereits seit einer Viertelstunde über Bernhard Dechants schüchternen Slapstick zerkugelt, während die anderen etwas gelangweilt darauf warten, dass es endlich richtig losgeht. Und ja: Es wird schottisch. Es wird wild. Es wird laut. Es wird emotional.
Es dauert zwar, bis der zweistündige Abend an Fahrt aufnimmt. Dann aber braust er durch das passend dekorierte Untergeschoss, der Highland-Express, der das Publikum geradewegs ins Schottland des Jahres 1280 bringt. Und Bernhard Dechant geht mit jeder Minute, in der er von einer Filmfigur in die andere schlüpft, in seinen Rollen auf, um nicht zu sagen: Er wächst über sich hinaus.

Braveheart, klassisch im Kilt und ganz allein auf der Bühne
Er wütet nicht nur auf der Bühne, sondern wirbelt auch durch das Publikum, das zwischendurch abgeprüft wird, ob es auch gut aufgepasst hat. Nicht nur beim Film, den sicher jede*r im Saal gut kennt, sondern auch bei den Ausführungen des Künstlers. Denn Dechant hebt die 1995 von Mel Gibson inszenierte Geschichte um den schottischen Freiheitskämpfer William Wallace auf eine heutige, existenzialistische Metaebene. Es geht um ein Leben im Prekariat und um die Schwierigkeit, als Mann seine gesellschaftliche Rolle richtig auszufüllen.
Spätestens wenn Dechant aus der schmuddeligen Hose geschlüpft ist und plötzlich im schottischen Kilt dasteht, mit dem Schwert in der Hand, blauer Farbe im Gesicht und tapferem Herzen (Braveheart) in der Brust eine brutale Schlacht kämpft, hat er auch die Letzten im Publikum abgeholt. Der lange, intensive Applaus am Schluss ist der Beweis. Besser hat auch Mel Gibson den Freiheitskampf des William Wallace nicht nacherzählt. Und der stand nicht ganz alleine auf einer kleinen Bühne einer riesigen englischen Armee gegenüber.
1995 kam das Epos „Braveheart“ mit Mel Gibson in die Kinos. 2006 feierte die Bühnenfassung unter der Regie von Alice Buddeberg im deutschen Jena Premiere, 2013 gewann sie den deutschen Monolog-Preis TONELLA. Im Wiener Theater Olé ist das Stück mit Bernhard Dechant noch bis 10. Dezember 2025 zu sehen.