Mit einem klapprigen Koffer, gefüllt mit 35 Jahren an emotionalem Ballast, betrat Kian Kaiser alias „Der Kuseng“ im April erstmals die Bühne mit seinem Solo-Programm „Hoamatlond. Hoamatlond“ – nun wird ihm der Förderpreis des österreichischen Kabarettpreises verliehen. Die Jury würdigt mit dieser Auszeichnung Nachwuchskünstler*innen, die mit ihrem Programm für Aufmerksamkeit sorgen und gleichermaßen Vorfreude auf zukünftige Produktionen geweckt haben. Am 24. November wird dieser im GLOBE Wien verliehen.

Newcomer mit Charakter.
Dass Kian Kaiser den Förderpreis bekommt, ist wohl keine Überraschung, denn mit der Premiere seines ersten Kabarettprogrammes überzeugte er auf ganzer Linie. Mit feinem Gespür für Timing und Sprache liefert er sich einen scharfsinnigen Schlagabtausch mit der österreichischen Innenpolitik und der sagenumwobenen „Kultur“. Dabei balanciert er zwischen Themen wie Zugehörigkeit und Identität mit einem präzisen Beobachtungs-Humor, der ihm die Standhaftigkeit eines Trapezkünstlers verleiht.
Um beim Bild des Zirkus zu bleiben: Seine Wortakrobatik legt den Finger gekonnt in die Wunde politischer Missstände. Dafür kommt genau zum richtigen Zeitpunkt der erlösende Lacher, um den Kopf doch noch ein bisschen ausschalten zu können. Dem Zirkus der aktuellen Weltlage mit Humor zu begegnen scheint schwerer, als einen Löwen zu zähmen. Kian Kaiser meistert aber auch das.
„Es braucht diese Räume, um auch über so schwere und ernste Themen tatsächlich einfach mal lachen zu können und so ein Stück weit loszulassen. Ich empfinde das als sehr befreiend. Ich bin ein sehr politischer Mensch, also ein anderes Programm zu schreiben wäre für mich einfach nicht machbar.“ – Kian Kaiser im Gespräch mit kultur*knistern
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Viele Schubladen, ein Hoamatland der Gefühle.
In seinem Programm erzählt Kian Kaiser vom Aufwachsen in Oberösterreich als Kind iranischer Eltern. Für Kaiser sind ebendiese Zuschreibungen Potentiale zur Selbstermächtigung:
„Viele Menschen wollen von mir hören, dass ich mich schlecht fühle. Oder bemitleidet werden will. Das sehe ich total anders und das ist auch das, was ich mit diesem Programm zeigen wollte: Dass viele Dinge, die vermeintliche Diskriminierungsfaktoren sind, für mich eigentlich total bereichernd sind.“
So ist auch die Fluchtgeschichte seiner Großeltern weniger eine Bürde, als eine Inspiration. „Dadurch merke ich, dass meine Vorfahren optimistische Menschen waren. Weil sie an ein besseres Leben geglaubt haben und mutig waren. Sie haben ihr Leben in ihre eigenen Hände genommen. Für mich ist das eigentlich eine Flucht nach vorne – und das ist etwas Schönes.“
Das titelgebende „Hoamatlond“ ist für Kian Kaiser somit ein Gefühl abhängig von den Menschen, die einen umgeben und weniger die jeweilige Nation, in der man sich gerade befindet. „Es ist aber auch ein Widerspruch und ein innerer Zwiespalt.“ Deshalb wird es im Titel auch doppelt angeführt, denn „wenn man nochmal hinschaut, sieht man vielleicht Dinge, die man auf den ersten Blick gar nicht gesehen hat.“ Bei Kian Kaisers Programm lohnt sich ein zweiter Blick jedenfalls auch!