Das Sommertheater in Klosterneuburg versucht sich zum zehnjährigen Jubiläum an einem Evergreen im Grünen.
Der Garten der Klosterneuburger Pfarrkirche St. Martin wird zum Salon, wenn das Ensemble rund um die Intendantinnen Johanna Rieger und Julia Prock-Schauer in seiner zehnten Sommertheater-Saison die alte Klamotte „Pension Schöller“ ausgräbt. 1890 uraufgeführt, wurde der Stoff um ein verrücktes Haus, das Besuch von einem exzentrischen Privatier bekommt, unzählige Male auf die Bühne gebracht. Unter anderem auch mit den beiden Theaterlegenden Alfred und Maxi Böhm. In deren Fußstapfen treten nun in Klosterneuburg die beiden Intendantinnen.
Farben, Narren & Schmäh
Johanna Rieger gibt die Möchtegern-Schauspielerin Leopoldine Schöller. In bewährter Manier sagt sie immer „n“ statt „l“ (was einen Gutteil der Pointen ausmacht, weil dadurch absurde oder auch neue Wörter entstehen), weshalb ihr Bruder ihr einen Auftritt in seiner Pension verbietet. Julia Prock-Schauer möchte währenddessen in der Rolle der gelangweilten Heurigenerbin Stefanie Schlager eine Nervenheilanstalt eröffnen und will deswegen unbedingt einmal ein Sanatorium von innen sehen.
Da kommt ihrem Cousin Alfred (Lukas Meier), den sie mit der Führung beauftragt, eine Party in der Pension Schöller gelegen, deren Gäste „sowieso alle plemplem“ sind. Bloß darf sich die Besucherin nur ja nicht anmerken lassen, dass sie das weiß. Den Betroffenen selbst ist es nämlich nicht bewusst. Aus dieser Konstellation zieht die für Klosterneuburg adaptierte Komödie von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs ihren Humor: Aus der Sicht des Publikums sind nicht nur Herr und Frau Schöller (Monika Schmatzberger und Rudolf Pfister) sowie deren Gäste plemplem, sondern auch Stefanie stolpert von einem hysterischen Lachanfall in den anderen. Die Frage, wer hier wirklich die Narren sind, ist nicht so leicht zu beantworten.

Komödie an der frischen Abendluft.
Mittendrin versucht Alfred, sein Leben zu ordnen, und macht der Tochter des Hauses (Fiona Donschachner) einen Heiratsantrag. Stefanie ist in der Zwischenzeit damit beschäftigt, einem selbsternannten russischen Spion (Erich Knoth) auszuweichen, der sie in seinem Zimmer verhören will. So nebenbei erzählt sie auch einer durchgeknallten Autorin (Chiara Höffinger) eine fiktive Lebensgeschichte als Waise, die sie in Wahrheit gar nicht ist. Warum? Man weiß es nicht, wahrscheinlich hat sie das närrische Treiben einfach angesteckt.
All das spielt sich mitten im Grünen ab – mit allen damit einhergehenden Komplikationen. Freilufttheater ist, wenn die Darsteller*innen lauter sein müssen als der kühle Abendwind. Mitten in der Pointe müssen sie kurz innehalten, während die Donauländebahn vorbeirauscht. Und das in Jacken und Decken gehüllte Publikum hat ein bisschen Mitleid mit Johanna Rieger im schulterfreien Abendkleid. Der Stimmung tut all dies aber keinen Abbruch, schließlich wissen in der zehnten Sommertheater-Saison alle Beteiligten, was sie hier im Pfarrgarten erwartet: eine bunte Komödie, die mit wenigen Requisiten auskommt, dafür mit umso mehr Einsatz des Ensembles.

Infos und Termine:
Sommertheater Klosterneuburg
Pension Schöller – bis 23. August
theaterklosterneuburg.at