18 Buchempfehlungen für den feministischen Kampftag

18 Buchcover zum Feministischen Kampftag

A wie Aufklärend, E wie Empowernd oder M wie Must-read: Passend zum feministischen Kampftag am 8. März haben Patricia und Magdalena euch spannende Lektüre rausgesucht, von Romanen, Sachbüchern bis Comics, um aktuelle Debatten rund um Feminismus und Gleichberechtigung besser zu verstehen. Oder um ein neues Buch auf einen TBR-Stapel zu legen.

Was ist der Feministische Kampftag?

Der Feministische Kampftag, auch als Internationaler Frauentag oder Weltfrauentag bekannt, wird jährlich am 8. März gefeiert. Seit über 100 Jahren steht er für den Einsatz gegen Diskriminierung und Ungleichheit. Seinen Ursprung hat dieser Tag in der sozialistischen Frauenbewegung des frühen 20. Jahrhunderts. Dabei spielte die Kommunistin Clara Zetkin eine bedeutende Rolle. Erstmals fand der Frauentag am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie in den USA statt. 1921 wurde das Datum auf den 8. März festgelegt.

Während zu Beginn vor allem das Frauenwahlrecht gefordert wurde, geht es heute um viele Themen: Lohngerechtigkeit, bessere Kinderbetreuung, Schutz vor Gewalt und das Recht auf Selbstbestimmung. In Österreich finden an diesem Tag Demonstrationen, Veranstaltungen und Aktionen statt, um auf bestehende Missstände aufmerksam zu machen. Die zentrale Botschaft bleibt: Gleiche Rechte und Chancen für alle Geschlechter.

Knister*Wissen: Im Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 wurde der Frauentag nicht gefeiert, er war verboten. Der Muttertag trat an seine Stelle, er entsprach der NS-Ideologie eher. Die Frauenbewegung der 1970er-Jahre verlieh dem 8. März wieder neuen Aufschwung.

Warum ist der Feministische Kampftag wichtig?

Frauen dürfen in Österreich erst seit 1918 wählen, erst seit 1975 ohne Erlaubnis ihres Ehemanns einer Erwerbstätigkeit nachgehen, erst seit 1989 Vergewaltigung in der Ehe als Straftat anzeigen. Außerdem verdienen Frauen für gleichwertige Arbeit oft weniger als ihre männlichen Kollegen. Im Jahr 2024 arbeiteten Frauen 61 Kalendertage quasi umsonst, denn statistisch gesehen hatten Männer bereits am 1. November 2024 jenes Einkommen auf dem Konto, für das Frauen noch bis zum Jahresende arbeiten mussten. Der Equal-Pay-Day macht auf diese Lohnlücke zwischen Frauen und Männern (Gender-Pay-Gap) aufmerksam, allerdings variiert er in den verschiedenen Bundesländern. Am höchsten war er vergangenes Jahr in Vorarlberg mit 23,4 Prozent Entgeltdifferenz und somit 86 unbezahlten Tagen.

Dazu kommt, dass Österreich ein gefährliches Land für Frauen ist. Die Anzahl an Femiziden steigt. 2024 wurden 27 Frauen ermordet – meist von ihrem Partner oder Expartner. Hinzu kommt, dass die Selbstbestimmung über den eigenen Körper für Frauen immer noch eingeschränkt ist. So ist etwa in Österreich die Durchführung einer Abtreibung zwar innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate (gerechnet ab dem Zeitpunkt der Einnistung der befruchteten Eizelle) und unter gewissen Voraussetzungen straffrei, aber dennoch im § 96 des Strafgesetzbuchs verankert und damit eigentlich illegal.

Aktuelle Geschehnisse wie in den USA und der weltweite Rechtsruck zeigen, wie rasant eine Gesellschaft einen Backlash erleben kann und wie schnell hart erarbeitete Rechte wieder auf der Kippe stehen können. Man muss sie kontinuierlich erkämpfen.

Daher auch “Feministischer Kampftag” – denn statt Blumen hätten wir gerne Gleichberechtigung. Oder beides.


Eine lichtdurchflutete Wohnung mit vielen Pflanzen, Lasagne-Dinner mit Freund*innen, ein lieber Mann an der Seite – ihr gemeinsames Leben hätte so schön sein können. Und in Jellas Kopf war es das auch. Bis ihr Freund Yannick plötzlich die Kehle zudrückt. Entspannung bietet dieser Roman leider keine, dafür ist er viel zu realitätsnah. Er ist ein Paradebeispiel für Gewalt an Frauen und zeigt, wo sie beginnt: beim männlichen Besitzdenken, der Abwertung, wenn Frauen nicht in ihr gesellschaftlich vorbestimmtes Förmchen passen. Auch hitzige Streits und Provokationen gehören lange Zeit zum Beziehungsalltag des Paares. Während Jella aber lediglich Yannicks Ego verletzt, könnte er ihr tatsächlich das Leben kosten. Unfassbar beklemmend, unfassbar sanft und poetisch geschrieben. Ein meisterhaftes Debut!

Rowohlt, Hardcover 25,50,-

2. Das Ende der Ehe ** Emilia Roig

Bitte nicht vom Titel verschrecken lassen, es wird uns nichts weggenommen. Die Autorin und Politologin Emilia Roig setzt sich gezielt mit der Konstruktion der Ehe auseinander: die Romantisierung, die Abhängigkeiten, das dahinterstehende patriarchale Konstrukt. Sie nimmt das Konzept auseinander und zeigt Möglichkeiten zu anderen Lebensmöglichkeiten auf. Eine faszinierende Reflexion und Dekonstruktion der patriarchalen Konzepts – für alle, die sich näher damit auseinandersetzen wollen.

Ullstein, Taschenbuch 16,-

Zugegeben, das muss man mögen: Julia Friese reiht viele kurze, unvollständige Sätze aneinander, manchmal auch nur einzelne Worte. Dadurch ergibt sich ein ruppiger, fast schon stacheliger Roman, der es gleichzeitig aber auch schafft, Eindrücke und Atmosphären so zu beschreiben, als wäre man selbst gerade dort. Zum Beispiel, als Protagonistin Teresa Borsig im Kreißsaal ihre Tochter zur Welt bringt und davor, danach und währenddessen mit Distanz, Gleichgültigkeit und Gewalt konfrontiert ist. MTTR ist scharf wie ein Rasiermesser und blickt hinter die himmelblau-schweinchenrosa Vorstellung vom Mamawerden und den Versuch, die Fehler der eigenen Mutter nicht zu wiederholen.

Wallstein, Hardcover 25,70,-

4. Why we matter ** Emilia Roig

Ein absolutes Muss: eine Wanderung durch die Intersektionalität unserer Gesellschaft, den die Autorin auch an ihrer eigenen Familie zeigt. Gerade als weiße Leserin fühlte ich mich immer wieder ertappt, aber auch aufgefangen, weil gleichzeitig auch mögliche neue Denkweisen angestoßen werden.

Aufbau, Taschenbuch 15,-

Alles Schlager? In Jennifers Welt schon: sie leitet das Musiklabel ihres Vaters – dem Schlagerproduzenten Bernd Boyard. Selfcare oder Freizeit ist für sie nicht drin. Da ist immer jemand, der etwas von ihr braucht, sei es der Gatte, die drei Kinder oder natürlich das Familienunternehmen. Und niemanden will sie enttäuschen. Als Bernd wegen Vergewaltigung angezeigt wird, blickt sie endlich hinter seine vermeintlich strahlende Fassade und wird trotzdem zum Spielball – zu dem ihres Vaters und gesellschaftlicher Normen. Es ist ein Roman, der mir quer im Magen lag, aber so fesselnd geschrieben, dass ich ihn doch nie aus der Hand legen konnte.

ullstein, Hardcover 24,50,-

6. Toxische Weiblichkeit ** Sophia Fritz

Ein Buch, von dem ich nicht genug bekommen konnte. Sowohl in der physischen Buchform als auch als auditives Hörbuch ist dieses Buch eine Erfahrung. Die Auseinandersetzung mit den toxisch weiblichen Handlungsweisen ist sehr berührend und aufklärend. Sophia Fritz beschreibt hier fünf strukturelle Varianten der Weiblichkeit: Das gute Mädchen, die Powerfrau, die Mutti, das Opfer und die Bitch. Dieses Buch setzt einen sehr brauchbaren und realistischen Reflexionsprozess in Gang, den ich wirklich allen – Frauen wie Männern und allen dazwischen und außerhalb – sehr ans Herz legen kann.

Hanser Berlin, Hardcover 23,50,-

Eine Frau, ein geheim gehaltenes Verbrechen und eine Fremdzuschreibung, mit der sie sich nicht identifizieren will: Opfer. Liv lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Oslo dem Anschein nach ein blitzblankes Bilderbuchleben. In ihrem Inneren sieht es aber ganz schön zerrüttet aus. Der Roman beschreibt den Weg einer Frau, die nach einer Vergewaltigung wieder die Oberhand über ihr eigenes Leben gewinnen will und zur Selbstbestimmung findet. Habe ich binnen kurzer Zeit verschlungen, ist mit 176 Seiten aber auch eine eher schnelle Lektüre.

Dumont, Taschenbuch 13,-

8. Yalla, Feminismus! ** Reyhan Sahin aka Dr. Bitch Ray

Deutsch-Rapperin und Linguistin : Reyhan Şahin spricht in ihrem Buch “Yalla, Feminismus!” über ihre Erfahrungen als Frau im Hip-Hop-Geschäft, wie der Islam und Feminismus zusammengehen und über die rassistischen Strukturen in der Wissenschaft. Ein starker Einstieg in diese weitreichenden Themen und wie sie miteinander zusammenhängen.

Tropen, Taschenbuch 15,-

Als am 24. Oktober 1975 90 Prozent der isländischen Frauen in Streik traten, war das Land lahmgelegt. Sie erschienen nicht bei der Arbeit, kümmerten sich nicht um den Haushalt, kochten den Männern kein Essen. Eine bedeutende Wende kehrte im Land ein, heute gilt Island als einer der besten Orte für Frauen weltweit. Man hat begriffen, dass Care-Arbeit einen wichtigen Stellenwert in der Gesellschaft haben muss. Etwas Ähnliches geschieht auch in Mareike Fallwickls Roman “Und alle so still”. Darin ist es ein Sonntag im Juni, an dem sich alles ändert. Frauen legen sich auf die Straße, protestieren, in dem sie nichts mehr tun, die Erwartungen an sie enttäuschen. All das erfahren wir aus Sicht von drei Protagonist*innen – Influencerin Elin, Hilfsarbeiter Nuri und Pflegefachkraft Ruth, die im Laufe der Geschichte zueinanderfinden. Hat mich total in seinen Bann gezogen!

Rowohlt, Hardcover 24,50,-

10. I’m every woman ** Liv Strömquist

In diesem Comicband beschäftigt sich die schwedische Künstlerin Liv Strömquist mit den Geschichten jener Frauen, die hinter den mythisch heraufbeschworenen sogenannten “männlichen Genies” stehen. Die vergessenen, verdrängten und ignorierten Geschichten der Frauen, die an den Seiten bekannter Männer standen: Priscilla Presley, Yoko Ono, Jenny Marx. Sie beschreibt die SItuationen neu und taucht dabei in die allgemeinen Strukturen der Gesellschaft ein, die sie mit viel Witz, Wissen und Zeichnungen darstellt. (Grundsätzlich kann ich alle Comicbände von Liv Strömquist wärmstens empfehlen.)

Avant-Verlag, Paperback 20,90,-

Wow, was für ein Buch. Nicht nur der poetische Titel und das dekorative Cover haben es mir angetan, vor allem natürlich begeistert mich der Inhalt. Felicitas Prokopetz erzählt unter anderem von Valerie und der Beziehung zu ihrer Mutter Christina. Was zunächst recht banal klingt, entwickelt sich zur feinen Analyse der vielen Schichten einer Familie. Die Autorin wechselt gekonnt zwischen unterschiedlichen Generationen und Zeiträumen hin und her und schreibt so locker, flüssig und zugänglich, dass man sich als Leser*in wirklich gut in die unterschiedlichen Köpfe – vom Kind bis zum Greis*in – hineinversetzen kann. Vererbtes Trauma, toxische Elternteile, ungewollte Mutterschaft, Kinder, die schon viel zu früh viel zu viel Verantwortung tragen müssen – all das wird hier zum Thema. Ein Debut, das im Kopf bleibt.

eichborn, Hardcover 22,-

12. Feminismus für alle ** bell hooks

Ein allgemeiner Ratgeber und Öffner der Diskussion “Feminismus für alle”. Auf 150 Seiten breitet bell hooks alle Themen aus, die mit dem Feminismus zusammenhängen und gibt damit schnell einen Einblick in die große Bandbreite des Feldes. Ein kompakter und dichter Überblick. Für alle, die sich mit den intersektionalen Themen des Feminismus beschäftigen möchten und zunächst einmal einen Überblick brauchen, bevor es an einen deep-dive geht.

Unrast, Taschenbuch 14,95,-

Diebstahl ist doch ein Verbrechen, oder? Trotzdem haben Männer jahrhundertelang geraubt, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. Das ändert sich jetzt, zum Beispiel mit aufklärenden Sachbüchern wie dem von Leonie Schöler. Auf 416 Seiten zeigt die Autorin, wie Frauen quer durch die Geschichte Anerkennung, Ruhm und Leistung entwendet wurden und sich stattdessen Männer mit ihren Federn schmückten. Erklärt wird zum Beispiel, warum Rosalind Franklin keinen Nobelpreis erhielt, wieso Schriftstellerinnen wie Charlotte Brontë nur unter Pseudonym veröffentlichen konnten oder weshalb kaum jemand Eleanor Marx kennt, ihren Vater – Karl Marx – aber durchaus. Auch Frauen im Krieg oder männlich gepolte Algorithmen werden thematisiert. Und das alles in einem Schreibstil, der auf Fachsimpelei verzichtet und verständlich bleibt. Ich habe viel gelernt.

Penguin Verlag, Hardcover 23,50,-

14. Bad Feminist ** Roxane Gay

Dank dieses Titels habe ich meine feministische Selbstbeschreibung gefunden: schlechte Feministin. Dieser Titel wird gleich auf den ersten Seiten des Bandes aufgelöst, keine Sorge. Ein Essayband, der sich mit den aktuellen Themen und intersektionalen Schnittpunkten des Feminismus auseinandersetzt, und klar aufzeigt: auch Feminist*innen sind nur Menschen.

Harper Collins, Taschenbuch 15,29,-

Krank ist nicht gleich krank. Zumindest könnte man das glauben, wenn man sich anschaut, wie unterschiedlich männliche und weibliche Patienten bei Schmerzen behandelt werden. Wie unterschiedlich, das beschreibt Elinor Cleghorn in ihrem Sachbuch sehr umfangreich. Die Fassung zu behalten fiel mir an vielen Stellen schwer – zum Beispiel geht die Autorin darauf ein, dass Schwarze Frauen aufgrund Rassismus häufig weniger Schmerzmittel erhalten oder ihre Krankheiten öfter falsch oder zu spät diagnostiziert werden. Ihre Haut sei “dicker” und daher weniger schmerzempfindlich, so das lange vorherrschende Vorurteil, das bis heute Unheil stiftet. Über Autoimmunkrankheiten oder die “Gebärmutter auf Wanderschaft” erfährt man ebenfalls eine Menge. Zum Haare raufen, aber augenöffnend. 

Kiepenheuer & Witsch, Hardcover 25,70,-

16. Hexen – die unbesiegte Macht der Frauen ** Mona Cholet

Die geschichtliche Auseinandersetzung mit dem Begriff und der Figur der “Hexe”: klare Strandlektüre. Sehr zugänglich geschrieben, fesselt Mona Chollet die Leser*innen mit dem Erbe und der Geschichte der Hexen. Dieses von negativen Zuschreibungen geprägte Stereotyp beschreibt sie in dem Band als einen starken feministischen Begriff, der sich um Selbstbestimmung und Unabhängigkeit dreht. Da will auch ich gleich eine Hexe sein.

Edition Nautilus, Taschenbuch 23,50,-

Das Baby schreit und die Mama ist schon da. Weiß sofort, was zu tun ist. Tut natürlich das Richtige, denn liebevolle Fürsorge und das Priorisieren der Bedürfnisse des Nachwuchses, das ist Frauen ja schließlich in die Wiege gelegt. Mööööp! Was wäre, wenn das alles erfunden wäre? Eine Lüge? Ein Mythos? Laut Annika Rösler und Evelyn Höllrigl Tschaikner ist es genau das. Untermauert von Forschungsergebnissen beschäftigen sich die Autorinnen mit der Erfindung des Mutterinstinkts und klären die Frage, wem dessen Existenz wohl am meisten nützt.

Kösel, Taschenbuch 18,50,-

18. The King Kong Theorie ** Virgine Despentes

Dieses autobiografische Essay ist harte Kost, aber wenn man sich einmal darauf einlässt, kann man es nicht mehr aus der Hand legen. Virginie Despentes schreibt hier für das Recht auf Selbstbestimmung, über das Opferdasein und Sexarbeit. Bereits 2006 erschienen, ist der Text auch heute noch absolut aktuell.

Kiepenheuer & Witsch, Taschenbuch 13,-

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