Konzert für die Allerjüngsten – MuTh ** ein kunterbuntes Chaos

Wie man am schnellsten und einfachsten einen Nachmittag füllen kann? Einfach einen Programmpunkt für die Kleinsten und ihre Eltern und Verwandte anbieten. Welche Rolle die Umsetzung und das Konzept jedoch für eine qualitative Inszenierung und folglich auch weitere Besuche spielt, wurde am Wochenende im MuTh im zweiten Wiener Gemeindebezirk klar.

Hard Facts:
„Konzert“ für Kinder zwischen 0-3 Jahren, 45 Minuten @ MuTh, 1020 Wien
Bühnenticket 1 Erwachsener + 1 Kind | 25,00 €, Saalticket für weitere Familienmitglieder | 9,00 €

Entdeckungsraum für die Allerjüngsten?

Laut Muth laden sie “die jüngsten Entdeckerinnen und Entdecker zum Krabbeln, Brabbeln, Lachen, Lauschen, Singen, Spielen und Tanzen ein”. Um diesem Entdeckerdrang nachgehen zu können, benötigen das Kind und die Begleitperson ein Bühnenticket. So hat man die Möglichkeit auf bunten Pölstern und Matratzen das Geschehen frontal auf der Bühne zu erleben. Nachdem eine Zielgruppe von Kindern zwischen 0 und 3 Jahre angepeilt ist, kann man davon ausgehen, dass viele dynamische kleine Kinder auf der Bühne herumwuseln und alles andere als Sitzen werden. Zudem gibt es Tickets für den Zuschauerraum, welche man jedoch nur jenen zumuten kann, die von Kinderliedern und Kindergeschrei akustisch profitieren. Wie sinnvoll das ist sei in Frage gestellt (eher nach dem Motto dabei sein ist alles?).

Sicht auf die Bühne – Konzert für die Allerjüngsten (c) Carina Schramek

Viele Ideen & Möglichkeiten – viel Chaos & Lärm.

Birgit Reithofer moderiert durch das ca. 45 minütige Programm mit der Unterstützung ihres Stoffigels Kasimir und gibt verschiedenste Kinderlieder (“Twinkle Twinkle Little Star”, “Ich gehe mit meiner Laterne”, etc.) zum Besten. Zur Animation wird mit einem “Ich bin da – du bist da – wir sind alle DAAA” gestartet, um ein gewisses Gemeinschaftsgefühl hervorzubringen. Die Musikvermittlerin setzt zudem auf partizipative Elemente, wie den Einsatz von bunten Seidentüchern und Musikinstrumenten, was zu einem bunten Chaos führt.

Die kleine Bühne wird zu einem riesigen Suchplatz à la “Wo ist Walter?”, wo man in der meines Erachtens zu großen Ansammlung von Kindern einerseits das eigene Kind und andererseits die aktuelle Position der Künstlerin zu finden versucht. All das führt zu einem hohen Lärmpegel auf der Bühne, der geprägt ist von einer singenden Musikvermittlerin, die nur mehr als Hintergrundmusik wahrgenommen wird, rufenden Eltern, weinenden Kindern, der begleitenden Gitarre von Max und Eltern, die das Konzert als ideales Örtchen für ein Kaffeekränzchen sehen.

Konzert für die Allerjüngsten (c) Carina Schramek

Fazit: Hohes Potenzial, gute Idee und Raum für Verbesserung.

Das inhaltliche Konzept hätte durchaus Potenzial und Birgit Reithofer brilliert mit einer pädagogischen Kompetenz im Umgang mit Kindern, aber leider scheitert es an der Umsetzung. Die Musik und der offene Bühnenraum gehen verloren und laden nicht so sehr zum Entdecken ein wie erwünscht. Vielleicht wäre eine runde Sitzplatz-Konstellation, weniger Kinder und mehr direkte Ansprache ein Weg, um die Allerjüngsten zu einem kreativen Prozess einzuladen. Es fühlte sich irgendwann nur mehr nach Chaos an und nicht nach einem Konzert.

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