Es gibt Kabarettist*innen, die setzen sich hin, schreiben ein Programm, lernen es auswendig und geben es schließlich auf der Bühne wieder. Und dann gibt es Roland Düringer. Mit Anfang 60 ist sein künstlerischer Zugang noch genau derselbe wie in seinen kabarettistischen Anfängen. Damals in den 1980ern, als er zu Alfred Dorfers Theatergruppe Schlabarett stieß: Es muss alles aus ihm selbst herauskommen. Ohne Skript, ohne strikte Vorgabe, die ihn einengen könnte.
Was Motocross mit Schauspielerei zu tun hat
Und so beginnt der „Regenerationsabend 3.0“ locker und improvisiert – zumindest bei der Vorpremiere im Theater Forum Schwechat. Düringer steht unten vor der Bühne und plaudert mit dem Publikum, bis er irgendwann beschließt, dass der Abend jetzt doch offiziell beginnen sollte. Und dann tritt er auf die Bühne hinauf und tut das, was er offenbar am liebsten macht: Er erzählt.
Von seiner Kindheit hinter den Kulissen des Burgtheaters (sein Vater war Garderober für die Künstler*innen) und im Favoritner Beserlpark. Von Herwig Seeböck, der ihn erst zum Motocross-Fahren und dann zur Schauspielerei gebracht hat. Davon, was beides miteinander zu tun hat. Von einem Vorsprechen bei Fritz Muliar. Von der fast schon lebenslangen Freundschaft, die ihn mit Alfred Dorfer verbindet. Von der Entstehungsgeschichte seiner prägenden Filmfiguren Joschi Täubler und Ingenieur Breitfuß.
Eine Anekdote folgt der anderen, und das Publikum hängt an Düringers Lippen. Diese konzentrierte Aufmerksamkeit scheint den Künstler fast schon zu irritieren, denn plötzlich unterbricht er seinen Monolog:

„Interessiert Sie das alles wirklich? Wollen Sie irgendwas wissen? Haben Sie eine Frage?“
Nein, die gibt es nicht. Also darf er weiter erzählen aus seinem Leben, ohne Textvorgabe, aus dem Bauch heraus. Nur seine Zugabe, die hat er wohl tatsächlich einstudiert, weil sie gar so ausgefeilt klingt. Ebenso das Shakespeare-Zitat kurz nach der Pause, das er vor Jahrzehnten auswendig gelernt hat. Mit dem beweist er, dass er zwar Burgtheater-Deutsch meidet wie der Teufel das Weihwasser, aber gekünsteltes Theater-Englisch beherrscht.
Noch besser aber beherrscht Düringer die Kunst des Erzählens. Auch wenn man die meisten Inhalte schon aus seinem ersten „Regenerationsabend“ (1999) oder der Neuauflage (2022) kennt, macht es trotzdem Freude, es ein weiteres Mal in allen Details zu hören. Weil eben doch genug Neues dabei ist. Und weil sich Düringer für das Finale der ersten Hälfte etwas wirklich Schönes überlegt hat. Was das ist, wird hier nicht verraten. Das müsst ihr schon selbst herausfinden und miterleben . . .
Weiterführende Links:
Regenerationsabend (1999)
Regenerationsabend 2.0 (2022)